Raus aus der Komfortzone: den Neustart wagen für eine Politik der langen Linien

Im Vorfeld der Bundestagswahl wirbt die Initiative Neustart! für Unterstützung ihrer Forderungen bei Vertreter:innen des Gesundheitssystems und den politisch Verantwortlichen

Robert Bosch Stiftung | September 2021

Während der Bundestagswahlkampf Fahrt aufnimmt, sind wir von der Initiative Neustart! Reformwerkstatt für unser Gesundheitswesen dabei, weitere Unterstützung für die Perspektiven der Bürger:innen zu organisieren. Dafür haben wir uns in den vergangenen Wochen mit einflussreichen Vertreter:innen des Gesundheitswesens zur Neustart! Zukunftsagenda für Gesundheit, Partizipation und Gemeinwohl ausgetauscht. Unser Ziel ist es, damit auf die nächste Bundesregierung zuzugehen und Ideen zu liefern für die zukunftsfähige Gestaltung unseres Gesundheitssystems.

Die Zukunftsagenda landet im Regierungsviertel

Dr. Bernhard Straub, neuer Geschäftsführer der Robert Bosch Stiftung, blickt zurück und voraus: Neustart! sei 2018 dazu angetreten, auf den dringenden Handlungsbedarf in unserem Gesundheitswesen hinzuweisen und gemeinsam mit Bürger:innen und Expert:innen Lösungsvorschläge zu erarbeiten. „Nach drei Jahren Arbeit haben wir das Ergebnis, die Neustart! Zukunftsagenda – für Gesundheit, Partizipation und Gemeinwohl, im Juni, im Rahmen unseres Gesundheitsgipfels präsentiert.“ Ihre Botschaften sollen nun ins politische Berlin getragen werden. Der symbolische Neustart!-Papierflieger sorgt zusätzlich für Aufmerksamkeit im Regierungsviertel. Der Flieger ist dabei, wenn die „Neustart! Zukunftsagenda“ an Entscheider:innen überreicht wird und lädt dazu ein, ins Gespräch zu kommen. „Wir werden mit dem Neustart! Flieger in Berlin landen und mit der neuen Regierung sowie den Vertreter:innen, die in das neue Parlament gewählt werden, die Kernpunkte der Neustart! Zukunftsagenda besprechen, die wir ihnen ans Herz legen“, kündigte Straub an.

Aus der Perspektive der Menschen, die versorgt werden

Im Gespräch mit Neustart! lobte Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), die Initiative dafür, dass Bürger:innen bei der Gestaltung der Reformvorschläge miteinbezogen wurden. „Wir sind schon lange der Ansicht: Wir brauchen den Blick auf die Gesundheitsversorgung in Deutschland aus der Perspektive der Menschen, die wir versorgen.“ Der Pflegerat unterstütze grundsätzlich die Ziele der Zukunftsagenda. Die Menschen, die in Pflegeberufen arbeiten, seien bereit, das Gesundheitssystem der Zukunft mitzugestalten, sagte Vogler. „Dazu brauchen wir eine Neuverteilung der Kompetenzen in den Gesundheitsfachberufen und in der Pflege.“ Dies sei eine der Forderungen der Neustart! Zukunftsagenda, die sie sehr begrüße. „Wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit.“

Kleinteilige Reformansätze bleiben erfolglos

Unterstützung für die Zukunftsagenda signalisierte auch Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft (DKG). „Auch wir fordern von der Politik einen Kurswechsel, insbesondere bei der Krankenhaus-Politik.“ Der kleinteilige Ansatz der vergangenen Jahre, durch viele Reformversuche Veränderungen herbeizuführen, sei erfolglos. Im Bereich der Krankenhäuser sieht Gaß „einen kalten Strukturwandel, der oftmals Regionen ratlos zurücklässt, wenn Standorte unvermittelt schließen und damit die Versorgung gefährdet wird.“ Eine groß angelegte Reform brauche einen breiten Dialog zwischen Bürger:innen, Fachleuten und der Politik, wie zukünftig Versorgung und Prävention gestaltet werden sollten. „Wir stehen dazu bereit, die Initiative Neustart! zu unterstützen.“

Partizipation und Prävention ausbauen

Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, nannte die Anstöße der Initiative Neustart! „wertvoll und wichtig“. „Wir leben in einer Gesellschaft des Älterwerdens und des wissenschaftlichen Fortschritts, in der Themen wie Gemeinwohl, Partizipation, Gesundheitskompetenz und Präventionsförderung immer wichtiger werden“, sagte Reinhardt. Die Kommunikation und Zusammenarbeit der Gesundheitsfachberufe untereinander müssten gestärkt werden, um diese Herausforderungen bewältigen zu können. „Daher freuen wir uns auf eine gemeinsame Diskussion darüber, wie das Gesundheitswesen und die Versorgung der Menschen in Deutschland künftig besser organisiert werden können.“

Zukunftsfähige Gesundheitsversorgung für die Bürger:innen

Der nächste wichtige Meilenstein für Neustart! ist die Konferenz „Gesundheit & Versorgung: Ambulant, stationär – geht da noch mehr?“ in Kooperation mit Frankfurter Allgemeine Konferenzen am 23. September in Frankfurt am Main, zu der sich führende Expert:innen des deutschen Gesundheitswesens angekündigt haben. Worum es dabei geht, formuliert Dr. Bernhard Straub im Vorfeld so: „Von den Bürger:innen wissen wir, dass sie sich eine Gesundheitsversorgung wünschen, die sich zunächst um Gesundheit kümmert, bevor sie Krankheiten behandelt und die den Menschen in den Mittelpunkt rückt. Wir sind gespannt auf die Diskussionen, wie das ermöglicht werden kann und welche Veränderungen wir brauchen, um das Gesundheitssystem in Deutschland zukunftsfähig aufzustellen.“